Zusammenleben mit einem Podenco Campanero – Ein Erfahrungsbericht von Carsten Neumann

Unser Hund heißt Barton und ist ein Podenco Campanero.
Ein Podenco Campanero ist eine alte Kreuzung zwischen spanischen Mastiff (spanischer Dogge) und einem Podenco Andaluz.
Traditionell eingesetzt zur Jagd von Wildschweinen und Hirschen, seltener auf Kaninchen (dafür sind kleinere Podenco-Typen zuständig). Campaneros sind sehr kräftig und stark, was sie nur für erfahrene Hundehalter empfiehlt.
Bindungstyp: Nähe‐Sucher
Der Podenco Campanero liebt seinen Menschen und folgt ihm oft auf Schritt und Tritt. Er ist sehr treu und braucht die Nähe seiner Bezugsperson (auch beim Schlafen, wenn kein anderer Hund da ist). Mit anderen Hunden ist er sehr gesellig und unkompliziert. Ach ja, eins noch: ich habe noch nie einen Hund gesehen, der seine Vorderkrallen ausfahren kann wie eine Katze. Es ist ihm nicht bewusst, dass er beim genüsslichen Strecken und Schmusen mit Frauchen oder Herrchen die besser drin lassen sollte.
Verhalten gegenüber Fremden:
Zunächst zurückhaltend, prüft er Geruch und Körpersprache. Bei guter Sozialisierung ist er anschließend freundlich, bleibt aber eher distanziert als übermäßig anhänglich.
Bei Begegnungen mit Menschen, die er nicht kennt, sollte man immer darauf hinweisen, dass die Person ihn ignoriert und nicht direkt in die Augen sieht. Er kommt dann meistens von selbst und nimmt Kontakt auf.
Training:
Der Campanero braucht konsequentes positives Training. Harte, laute Worte helfen nicht. Einige Trainer empfehlen die Bewegungseinschränkung des Hundes (z.B. in den Weg stellen usw.). Dazu kann ich nur sagen: „viel Spaß dabei“. Liebe und Geduld führen eher ans Ziel.
Campaneros sind die Katzen unter den Hunden, eigenwillig, selbständig und verschmust. Sie sind sehr intelligent, lernen schnell und haben Spaß beim Lernen. Man kann richtig beobachten, wie er sich freut, wenn er was richtig gut gemacht hat.
Wesenszüge & Temperament:
Sensibel und feinfühlig:
Er nimmt emotionale Stimmungen stark wahr. Harte oder laute Worte verunsichern ihn – positives, ruhiges Feedback motiviert ihn am besten.
Intelligent und lernbegierig:
Schnelles Auffassungsvermögen, insbesondere wenn es um spielerische Aufgaben (Suchspiele) geht. Den Lerneifer sollte man früh in der Hundeschule nutzen, um Abrufsignale zu trainieren (z.B. die Hundepfeife).
Eigenständig und willensstark:
Er testet Grenzen aus. Konsequente, aber freundliche Führung ist wichtiger als hartes Durchgreifen.
“Clownhaft”:
Zeigt viel Humor, macht gern Unsinn. Unsere Flitzpiepe Barton versteckt mit Vorliebe Schuhe und Socken.
Wachsam, aber nicht aggressiv:
Meldet unaufgefordert ungewöhnliche Geräusche, bellt jedoch selten grundlos und ist kein „Streithund“. Barton ist z.B. unsicher, wenn er etwas sieht, was an anderen Tagen nicht da war. Er will es dann wegbellen. Am besten ruhig hingehen und daran Schnuppern lassen, dann ist alles wieder gut.
Kinder:
Vorsicht bei Kleinkindern! Wegen seiner Körpergröße (Barton hat 71cm Schulterhöhe) kann er sie beim Tempospiel unabsichtlich umstoßen. Kinder sollten daher angeleitet sein, den Hund nicht zu bedrängen. Mit 3 Jahren und aus dem Tierschutz sind Hunde oft noch selbst „große Welpen“ die ihren Körper nicht so ganz unter Kontrolle haben.
Fazit:
Der Podenco Campanero ist ein feinfühliger, mutiger und gleichzeitig selbstständiger Hund, der in der Familie ruhig und liebevoll sein kann – vorausgesetzt, man bietet ihm klare, positive Führung, ausreichend Bewegung und mentale Herausforderungen. Mit seinem „Clown-Charme“ und seiner treuen Natur bereichert er das Leben erfahrener Hundehalter, die seinen besonderen Bedürfnissen gerecht werden.
Bei Fragen zum Podenco Campanero helfen wir gern weiter, denn es ist wirklich schön einen solchen Hund in der Familie zu haben.
Kontaktvermittlung über:
Gugu Sauter
gudrun.sauter@tierschutz-spanien.de