Der blinde Podenco Landou

Unsere Geschichte beginnt damit, dass ich Landou (ehemals Landon) im Frühjahr 2022 in Facebook entdeckt und mich direkt in ihn verliebt habe, da seine liebevollen Augen mich verzaubert hatten! Allerdings hatte ich zu diesem Zeitpunkt noch zwei Hündinnen, sodass ich anfangs nur die Patenschaft für ihn übernommen habe. Leider musste ich ein paar Wochen später meine geliebte, ältere Hündin einschläfern lassen und ich wollte den schmerzlichen Verlust zunächst verarbeiten.

Nach einiger Zeit und Gesprächen mit meinem Ehemann wollte ich Landou nicht mehr länger nur als Patin begleiten, sondern ihn bei uns in die Familie aufnehmen. Nachdem ich ein längeres, informatives Gespräch mit „Gugu“ hatte, war uns klar, dass wir ihn nach Deutschland holen wollten, trotz seiner Blindheit! Zu Beginn machten wir uns keine größeren Gedanken wegen seines Handicaps oder was dies für unser tägliches Familienleben bedeutet. Uns war einfach wichtig, dass er in Sicherheit ist und ein behütetes Zuhause bekommt. Aber je näher der Tag seiner Ankunft in Deutschland kam, umso mehr Fragen tauchten bei uns auf… Schaffen wir das mit einem blinden Hund? Was müssen wir beachten? Wie wird das Zusammenleben mit unserer verbliebenen Hündin Mia? Wir haben Bücher gelesen und uns über Hilfsmittel für blinde Hunde erkundigt, uns bestmöglich vorbereitet und trotzdem waren immer diese Gedanken, wie es wohl werden wird mit ihm in unserer Familie?!

Als er im Juni 2022 endlich in Geislingen ankam wurden wir überrascht! Wo war Landou, unser Podenco-Rüde? Zwischen all den anderen Hunden fiel er überhaupt nicht auf, spielte und rannte mit den Anderen durch den Hinterhof, keine Spur von seiner Blindheit. Doch dann stieß er sich den Kopf an einem Hindernis und wir erkannten, dass er nicht sehen konnte. Somit war uns klar, das ist unser LANDOU! Er hatte keinerlei Berührungsängste und war uns sofort zugewandt, obwohl wir eigentlich noch Fremde für ihn waren! Er hat sich streicheln, umarmen lassen und ist mit uns gegangen, als wäre er schon immer ein Teil unserer Familie!

Die ersten zwei Wochen habe ich mir Urlaub genommen, um für ihn da zu sein, da man ihm schon eine gewisse Schüchternheit anmerkte. Ein neues Zuhause, eine neue Umgebung, neue Gerüche und zudem noch blind… das wäre selbst für uns Menschen eine große Herausforderung! Nun war es uns auch wichtig die Zusammenführung unserer beiden Hunde, Mia & Landou, zu meistern. Wir haben beide auf „neutralem Boden“ beschnuppern lassen und da dies ohne Probleme klappte, sind wir zu uns nach Hause gegangen. Schließlich war dies auch für Mia eine neue Erfahrung, denn sie hat schnell bemerkt, dass er „anders“ ist. Anfangs hat sie ihn kaum beachtet, allerdings wurde auch ihr dann recht schnell klar… ER bleibt!

Beim Gassigehen mussten wir uns auch erstmal umstellen, da wir nun viel mehr kommunizieren und Kommandos geben mussten, was allerdings bei einem Podenco nicht allzu schwer ist. Sie lernen schnell. Das Wichtigste ist, dass jeder von uns die gleichen Schlagwörter benutzt, wie „Vorsicht Stufe“ – „Langsam“ – „Achtung“ (bei einem Hindernis) Er weiß mittlerweile ganz genau, wo sein Plätzchen ist und von dort aus findet er sich immer zurecht. Es ist schon bemerkenswert, wie seine verbliebenen Sinne geschärft sind und ihn durch sein Leben führen. Und wenn er doch mal die Orientierung verliert, bringen wir ihn wieder zu seinem Platz und schon ist alles wieder vertraut.

Was bedeutet es nun einen blinden Hund zu haben? Für uns ist es eine noch intensivere Bindung zu unserem Hund, da er sich zu 100% auf seine Vertrauenspersonen verlässt, da wir sein Augenlicht sind. Landou ist ein liebevoller, verschmuster und fröhlicher Podenco, der uns trotz seines Handicaps nie das Gefühl gibt, dass er mit seinem Schicksal hadert. Wichtig ist: Ruhe ausstrahlen, sich für ihn Zeit nehmen, Geduld aufbringen, mit ihm mehr kommunizieren, den eigenen Hund kennenlernen und vor allem „lesen lernen“. Das Gassigehen wird für einen selbst anders, da man viel mehr wahrnimmt und auf die Umgebung achtet. Wenn andere Hunde oder Personen den Weg kreuzen darauf aufmerksam machen, dass der Hund blind ist (eventuell ein Blinden-Halsband oder gar ein Blinden-Halstuch besorgen), damit sein Handicap sichtbar wird. Er wird auch höchstwahrscheinlich beim Kontakt mit Fremden vermehrt bellen, da er schließlich ja nicht sieht, wer und was auf ihn zukommt. Umso wichtiger ist es in dem Fall, ihm das Gefühl von Sicherheit und Schutz zu geben. Wer all das beherzigt wird von seinem blinden Hund das Doppelte an Liebe, Loyalität und Zuneigung zurückbekommen – versprochen!

Landou ist ein mittlerweile 4-jähriger Podenco-Rüde und eines ist sicher: Trotz der Blindheit ist es eine unserer besten Entscheidungen gewesen, ihn von Tierschutz-Spanien zu adoptieren und wir möchten keinen Moment mit ihm missen! Jeder Tag ist ein Geschenk mit ihm in unserer Familie! Wer sich entschließt auch einen blinden Hund zu adoptieren, den können wir nur beglückwünschen! Auf weitere tolle Momente mit unserem Landou!

 

Stefanie Schack